Wir schätzen VPNs für ihre vielen Vorteile. Als Deutsche haben wir aber auch ohne VPN zumindest die Möglichkeit, ohne Staatszensur zu surfen. Ganz anders beispielsweise im Iran. Dort setzen sich laut iranischer Generalstaatsanwaltschaft 30 Millionen Bürger dank VPN über die vom Staat erlassenen Verbote zur Nutzung spezieller Webseiten bzw. Dienste hinweg.
Im Mai gingen die Wogen im Iran hoch. Damals wurde der Chatdienst Telegram von der Regierung verboten und gesperrt. Seitdem kann er vor Ort nicht mehr genutzt werden. Es sei denn, man findet Wege, dieses unglaubliche Verbot zu umgehen. 30 Millionen Iraner haben laut einem sehr wütenden Vize-Generalstaatsanwalt Abdolsamad Khorramabadi solche Wege gefunden und nutzen diese im Sinne eines freien Internets. Ein Affront, dass Landes-Gesetzes so mit Füßen getreten werden, sagte der Politiker letzte Woche. Du weißt sicher, von welchen Wegen wir sprechen. Denn mit einem VPN lassen sich Internetsperren gekonnt umgehen. Per Tunnel zu einem Server im Ausland und schon ist das Problem gelöst.
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Warum wurde Telegram verboten?
Wie aber ist es überhaupt zum Verbot des Chat-Dienstes gekommen? Laut iranischer Justiz sollen angeblich terroristische Propaganda und Pornografie auf diesem Wege verbreitet worden sein. Die allgemeine Ansicht ist jedoch, dass Telegram verboten wurde, weil es Ende 2017 für Demonstranten gegen das Regime sehr wichtig für die Kommunikation war. Mit Telegram konnten die internationalen Medien informiert und mit Fotos sowie Videos der Proteste versorgt werden. Das hätte der Regierung gar nicht gefallen und so hat sie mit dem Verbot des Dienstes derartigen Aktionen einen Riegel vorgeschoben.
Die Blockade war Klerikern und massiven Staatsgetreuen aber nicht genug und es wurde eine eigene App, Soroush, eingeführt. Nichts anderes, als ein staatlich kontrollierter Chatdient … Entsprechend „erfolgreich“ – die selbst ernannte „Stimme des Gewissens“ hatte mit Stand Mai nur ca. 5 Millionen Nutzer, Telegram über 40 Millionen. Prinzipiell würde man überhaupt gerne alle sozialen Dienste im Iran verbieten. Neben Telegram sind Twitter und Facebook sowieso bereits gesperrt.
Kommunikationsminister findet Internetsperren absurd
So viel zur Vorgeschichte. Es gibt aber nicht nur Gegner des freien Internets im Iran. Kommunikationsminister Mohamed Javad Azari Jahromi meint, „den Zugang der Menschen zu Informationen kann man nicht stoppen (…) Wenn eine Software verboten wird, kommt sofort eine neue (…) So ist das nun mal“. Er empfindet die Internetverbote als absurd: „Nicht das Internet ist an Missbräuchen schuld, sondern die Menschen, die das Internet benutzen“, so der Minister. Die Iraner jedenfalls wissen sich zu helfen, wie die Zahlen der VPN-Nutzer zeigen. Wie extrem die Regierung agiert, zeigen auch die jüngsten Verhaftungen und Demütigungen junger Iranerinnen, die auf Instagram Tanz-Videos gepostet hatten.
Quelle: Heise, futurezone
Erstellt am: 17. Juli 2018