Das FBI ermittelt momentan gegen eine berüchtigte Straßengang. Um die Bande mit Namen „MS 13“ dingfest zu machen, würde die Ermittlungsbehörde nur zu gerne Gespräche der Verdächtigen aus dem Facebook-Messenger abhören. Nur ist der allerdings verschlüsselt. Das FBI wäre aber nicht das FBI, wenn es sich so leicht geschlagen geben würde. Im Gegenteil: Die Behörde versucht, Facebook gerichtlich dazu zu zwingen, dieses Abhören zu ermöglichen – das haben drei Insider Reuters berichtet. Offiziell gibt es dazu keinerlei Statements von jedweder Seite, der Fall wird hinter verschlossenen Türen in Kalifornien bei Gericht verhandelt.
Die Vergangenheit hat bereits gezeigt, dass IT-Unternehmen den Strafverfolgungsbehörden bei Aushebeln der Privatsphäre nicht unbedingt gerne helfend zur Seite stehen. In dem Zusammenhang erinnerst du dich sicher noch an Apple, das sich weigerte, das iPhone eines kriminellen IS-Sympathisanten zu knacken – weil dies gegen die Prinzipen des Konzerns und das Grundrecht auf Meinungsfreiheit verstoßen würde. Das FBI löste das Problem einfach anders und holte sich professionelle Hilfe zum Knacken des Geräts.
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Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: Software müsste umprogrammiert werden
Im vorliegenden Fall hat nun Facebook erklärt, dass der Messenger eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung habe, das heißt, nur die beiden Gesprächspartner haben Zugriff darauf – so die Quellen. Normale Facebook-Textnachrichten und andere Dienste werden von den Providern während der Übertragung entschlüsselt (zu Werbezwecken oder was auch immer) und sind damit auch für gerichtlich angeordnetes Abhören verfügbar. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hingegen geht direkt von einem Nutzer zum anderen, ohne dem Provider irgendetwas Verständliches zu enthüllen. Deswegen, so Facebook, müsste der Konzern – um der Forderung des FBI nachzukommen – die gesamte Software umprogrammieren, um die Verschlüsselung zu entfernen oder das Ziel der Regierung hacken (Mitglieder der Straßengang, die in den USA und Südamerika aktiv sind, wurden von Donald Trump sogar als „Tiere“ bezeichnet). Beide Lösungen sind natürlich nicht wirklich im Sinne von Facebook.
Ein Urteil könnte auch für Signal, WhatsApp & Co Folgen haben
Weder Facebook, noch das FBI oder das Gericht haben bis dato Stellung bezogen. Das Urteil wird aber nicht nur von den Beteiligten mit Spannung erwartet, sondern generell von Unternehmen, die derartige Dienste anbieten. Sollte das Gericht Facebook dazu zwingen, seinen Code zu ändern, könnte dies laut Rechtsexperten auch dazu führen, andere Firmen zum Umschreiben von verschlüsselten Services aufzufordern – wie WhatsApp oder Signal. Diese Unternehmen aber sehen sich oft selbst als Verteidiger der individuellen Privatsphäre, die gegen Druck von der Polizei und Behörden standhalten. Diese Position wäre mit dem Ende der Verschlüsselung und Weitergabe von Daten natürlich Geschichte. Wie auch immer der Fall ausgeht, er könnte also weitreichendere Folgen haben …
Quelle: Reuters
Erstellt am: 20. August 2018