Wie berichtet hat es die britische Regierung geschafft, an interne Geheimdokumente von Facebook zu kommen. Jetzt wurden diese veröffentlicht und geben Facebook einmal mehr Grund zur Sorge. Denn glaubt man den Top Secret-Infos, hat der Konzern seinen Werbekunden wie Airbnb, Netflix und Tinder den Zugang zu Aktivitäten und Daten der User auf dem Silbertablett serviert. Facebook selbst hat eine Stellungnahme abgegeben, aus Sicht des sozialen Netzwerks wurden die Aussage aus dem Zusammenhang gerissen.
Die geheimen Dokumente, die aus einem Gerichtsstreit zwischen Facebook und App-Entwickler Six4Three stammen, bieten Facebook-Gegnern und Datenschützerin in Hülle und Fülle herrliche Munition. Über 250 Seiten umfassen die Dokumente, unter anderem handelt es sich dabei sogar um E-Mails zwischen hohen Facebook-Managern. Genau diese offenbaren Geschäftspraktiken von Facebook, die der Konzern bisher immer dementierte. So soll es sehr wohl User-Daten gegen Werbeeinschaltungen gegeben haben. Sprich, die Daten der Nutzer wurden schlicht weg für gutes Geld verkauft. Mark Zuckerberg selbst soll angeblich auch davon gewusst haben.
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Nur „theoretische Diskussion“
Aber selbst ob der doch schweren Beweislast hat der Facebook-Gründer auf diesen Vorwurf etwas zu erwidern: „Wir haben noch nie die Daten von jemanden verkauft,“ zitiert die Washington Post Zuckerberg. Es handle sich bei den E-Mail-Ausschnitten nur um eine theoretische Diskussion, nicht um tatsächlich erfolgte Handlungen.
Six4Three hat sich Aussagen „zusammengebastelt“
Außerdem kämen die Dokumente ja von einem erklärten Facebook-„Feind“. Denn besagter Entwickler von Six4Three hat den Rechtsstreit gegen Facebook ins Leben gerufen, der jeder Grundlage entbehre. Dass er sich die Dokumente so gerichtet und zusammengestellt habe, wie es ihm am besten zugutekäme, sei laut einer Facebook-Sprecherin klar. Herausgekommen seien jedenfalls irreführende Aussagen, die so nicht stimmen würden.
Neben der Datenweitergabe sind in den Dokumenten aber auch noch andere befremdliche Themen zu finden. 2014 wurden die Datenschutzrichtlinien von Facebook geändert, damit Apps nicht mehr auf die Daten von Freunden von Usern Zugriff haben. Das soll aber auch nach Inkrafttreten der Richtlinien gang und gäbe gewesen sein. Damit es sich auszahlt, hatten die Apps angeblich auch die Möglichkeit, Infos über Smartpone-User und deren App-Verwendung zu sammeln. Davon in Kenntnis gesetzt wurden die Nutzer natürlich nicht.
Facebook intern uneinig
Intern waren sich über diese Vorgehensweise laut Dokumenten nicht alle einig. So befürchtete ein ehemaliger Facebook-Produktmanager dass die Medien bei Bekanntwerden der Datensammlung den Konzern mit ganz wunderbaren Headlines verdammen würden: „Facebook verwendet Android-Update, um auf immer erschreckendere Weise in dein Privatleben einzudringen“.
Ganz klar, dass Facebook mit der Vielzahl an Anschuldigungen, die noch dazu auf internen Dokumenten basieren, keine Freude hat. Das soziale Netzwerk hat nun eine Stellungnahme veröffentlicht, die im Detail Bezug auf die einzelnen Vorwürfe nimmt.
Laut Facebook fehlen relevante Teile für vollständiges Bild
Laut Facebook fehlen in den Unterlagen Teile, welche die Vorwürfe in einem anderen Licht erscheinen lassen würden. Ganz ohne diese ominösen Teile wird sich die Wahrheit wahrscheinlich schwerlich herausfinden lassen. Hat sich Facebook-Kläger Six4Three bewusst etwas Belastendes mit den internen Dokumenten zusammengestellt, das so nicht zutrifft? Oder hat Facebook wirklich wissentlich und skrupellos mit den Daten seiner User Geschäfte gemacht?
Sagt Zuckerberg nun doch in Großbritannien aus?
Nun ja, vielleicht veröffentlicht Facebook die fehlenden Teile zur Richtigstellung. Oder aber Mark Zuckerberg sagt vor dem Britischen Parlament zum Cambridge Analytica-Datenskandal aus, was er bisher verweigert hatte. Genau diese persönliche Aussage vom Facebook-Chef war das Ziel der Beschlagnahmung und Veröffentlichung der Geheimdokumente.
Quelle: ZDNet.de; Foto: crello
Erstellt am: 11. Dezember 2018