Corona App Überwachung in Europa: Aus für Privatsphäre?

Besondere Zeiten erfordern besondere Mittel – sagt man. Das trifft wohl auch auf die Corona-Krise zu. Großes Thema ist die Überwachung via Corona App, um Covid-19 in den Griff zu bekommen. Wie gehen einzelne Staaten in Europa vor? Setzen sie auf die Überwachung ihrer Bürger und damit die Einschränkung der Privatsphäre? Wir haben uns die Lage genauer angesehen.

Corona App

Überwachungs-App als Mittel im Kampf gegen Corona

Immer wieder hört man es: Apps, die Kontakte tracken, haben Potenzial zur Corona-Bekämpfung, da man die Ansteckungen besser nachverfolgen könnte. Das ist nicht nur ein medienwirksames Argument verschiedener Politiker, sondern auch Wissenschaftler gestehen Corona Apps zur Überwachung durchaus eine effiziente Wirkung zu. Hier herrscht also Einigkeit. Bei der Umsetzung und Arbeitsweise allerdings nicht. Denn es gibt jede Menge Fragen: In welcher Form soll getrackt werden? Könnten gar sämtliche Bewegungen in der Öffentlichkeit eingeschränkt werden? Sollen die Apps freiwillig werden oder die Bürger dazu gezwungen werden?

Viele Staaten – viele Meinungen

Diese Fragen stellt sich nicht nur Deutschland. Oder Österreich. Viele europäische Staaten sind damit momentan im Zuge ihrer Eindämmungs-Strategien beschäftigt. Und da divergieren natürlich ebenfalls die Meinungen. Aus diesem Grund soll eine gesamteuropäische Lösung her. Europa soll an einem Strang ziehen, auch bei diesem Thema. Laut Reuters soll die EU auch tatsächlich eine Lösung für Corona Apps planen, die überall gleichermaßen gilt und umgesetzt werden soll.

Sehen wir uns die Fragen rund um die Covid-19 Überwachung mal genauer an bzw. auch die Methoden, die angewandt werden:

Tracking via Standortdaten von Netzanbietern

Einige Länder setzen beim Tracking auf die Netzanbieter und die gezielte Überwachung von z. B. der Einhaltung von Quarantäne-Vorschriften. Die Netzanbieter verfügen (technisch notwendig) aufgrund des Verbindungsaufbaus von Handys über die jeweiligen Standortdaten der User. Zumindest ungefähr. Das ergibt natürlich eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Überwachung sämtlicher Bewegungen.

Verwendung zusätzlicher Daten zum Standort

Weil das Ganze eben einer exakten Genauigkeit entbehrt, zapft beispielsweise Israel eine zusätzlich Informationsquelle an. Nämlich Banktransaktionen. Tschechien geht es nicht ganz so massiv an, es fragt die User immerhin, ob die Nutzung ihrer Standortdaten in Ordnung geht. Anders in Bulgarien. Hier können die Behörden die Daten einfach einsehen und die Bewegungen der User damit nachverfolgen.

Tracking via Corona App und Kontakten

Länder wie Österreich, Großbritannien, Deutschland, Belgien oder Norwegen gehen den Weg des freiwilligen Ansatzes. Zumindest noch. Die dortigen Regierungen setzen auf Corona Apps, um die Kontakte der User nachzuverfolgen. Das Ganze funktioniert so, dass die Kontakte der User getrackt werden anstatt der Standorte bzw. Bewegungen beim anderen Modell. Die App registriert über Bluetooth, wenn der User mindestens 15 Minuten in einem Abstand von mindestens 2 Metern Kontakt zu einem anderen User hatte.

Derartige Kontaktdaten speichert die Corona App, allerdings nur für einen bestimmten Zeitrahmen und nur direkt auf dem Handy. Wenn ein User nun an Covid-19 erkrankt, dann gibt sie dies in der App ein. Alle User, die einen gespeicherten Kontakt mit der erkrankten Person hatten, erhalten eine entsprechende Info. Sie sollen sich isolieren, um eine weitere Verbreitung des Virus‘ zu verhindern.

Extreme Überwachung durch Corona App

Ein extremes Beispiel, wo auch mit einer App gearbeitet wird, kommt aus Polen: Diese App ist allerdings ein Muss für jene, die in Quarantäne sein müssen. Ziel ist die Überprüfung, ob die Quarantäne tatsächlich eingehalten wird. Die Betroffenen erhalten willkürlich die Aufforderung, eine Selfie mit Standortdaten zu machen. Gesichtserkennung hilft dabei, „Betrügereien“ auszusc

Stopp Corona App Österreich
„Stopp Corona“-App: In Österreich setzt man auf Freiwilligkeit.

halten. Macht der Betroffene kein Selfie, ist die Polizei schon unterwegs und kann bei Nichtantreffen hohe Strafen verhängen. Ziemlich heftig und früher undenkbar, oder?

Datenschutzkonform? Wohl eher nicht …

Wenn wir uns das so durchlesen kommt mal sofort der Gedanke, dass das ja wohl nicht mit der DSGVO (Datengrundschutzverordnung) einhergehen kann. Die DSGVO ist EU-Sache, diese ist aber nicht unserer Meinung. Denn in Ausnahmesituationen sind derartige Überwachungsaktivitäten mittels Corona App oder anderem nicht gegen das Gesetz. Mit Abstrichen, denn die Daten sollen wohl geschützt bleiben und das Ganze darf nicht überhandnehmen.

EU möchte Gesamtlösung bzw. -regeln

Verschiedene Länder, verschiedene Ansichten. Was der eine als totale Überwachung und No-Go sieht, ist für den anderen Staat durchaus in Ordnung. Deswegen strebt die EU auch eine gesamtheitliche Lösung an. Allerdings ist eine gemeinsame Corona  App zumindest momentan kein Thema. Jedenfalls aber sollen gemeinsame Regeln her. Reuters schreibt, dass Apps bewertet und auch das Einhalten der Datenschutzregeln geprüft werden sollen. Auch die Frage nach einem etwaigen Missbrauch der Daten ist natürlich Thema. So müsste sichergestellt sein, dass nach der Krise auch eine komplette Löschung aller gesammelten Daten stattfindet.

Corona App von Forschern & Wissenschaftlern

Auch wenn die EU selbst nicht an einer Corona App arbeitet, so gibt es durchaus Bemühungen, ein adäquates Exemplar umzusetzen. Eine Wissenschaftseinrichtungen, Forscher und Betriebe arbeiten an Pepp-PT (Pan-European-Privacy-Preserving Proximity Tracing). Hinter dem etwas komplizierten Namen stecken Bemühungen, unter gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre verschiedene Länder-Apps zu verknüpfen und Kontakte damit auch grenzübergreifend nachzuvollziehen. Es sollen weder Mobilfunkdaten noch Standorte gesammelt werden, nur Bluetooth wird genutzt. Besonders nützlich, wenn wir doch irgendwann wieder damit starten, zu reisen …

Vorteile von Pepp-PT

Pepp-PT macht einiges richtig, um unsere Daten zu schützen. So erneuert die Corona App die getauschten Codes immer wieder, um Bewegungen individueller Personen keinesfalls nachverfolgen zu können. Außerdem kommt Pepp-PT ganz ohne Konzerne wie Google oder Microsoft aus, deren Services bleiben außen vor. Überhaupt ist Pepp-PT Open Source, also offen für Prüfungen und genaues Durchleuchten von jedermann. Freiwilligkeit spielt bei der App eine große Rolle. Die User müssen auch ihre Kontakte bei Corona-Erkrankung nicht informieren. Das Robert-Koch-Institut jedenfalls ist Fan von Pepp-PT und möchte das Konzept nutzen.

Wie auch immer sich die einzelnen Staaten Europas entscheiden: Gezielte Überwachung einzelner Personen inklusive Strafverfolgung bei „Vergehen“ und das Sammeln von massig Daten sollte auch in Zeiten von Covid-19 nicht die Lösung sein! Wenn du von Überwachung generell nichts hältst, solltest du dir für deine Privatsphäre im Internet jedenfalls die Anschaffung eines VPNs überlegen. Unsere Top 10 VPN findest du hier.


Erstellt am: 10. April 2020

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