Wegen „technischer Unregelmäßigkeiten“ zu viele & unerlaubte Daten gesammelt: NSA startet große Löschungsaktion

Die NSA sammelt Daten. Das wussten wir ja bereits. Aber das Ausmaß dieser Daten ist wirklich unglaublich. Und anscheinend dem US-Geheimdienst selbst zu viel: 2017 wurden laut der hauseigenen Analysten zu viele Metadaten gesammelt, fünf Mal so viel als noch 2016 – was laut neuesten Erkenntnissen auf einen Fehler der Provider zurückzuführen ist. Deswegen sollen jetzt sämtliche Anrufprotokolle, die seit 2015 gespeichert wurden, gelöscht werden. Verspäteter Frühjahrsputz bei der Behörde, die vor fünf Jahren bei den Enthüllungen von Edward Snowden Berühmtheit erlangten.

NSA muss Daten wieder löschen.
NSA muss Daten wieder löschen.

„Verbotene“ Daten von Providern erhalten

Wie diese Zahl aussieht, die sogar die NSA selbst als nicht tragbar sieht? Lass sie dir zuerst einmal auf der Zunge zergehen: 2016 sammelte die NSA ca. 151 Millionen Metadaten. Nicht gerade wenig. 2017 aber waren es über 534 Millionen Telefonprotokolle amerikanischer Bürger – bei nur 40 Zielen im Vergleich zu 42 Zielen 2016! Diese extreme Steigerung gesammelter Protokolle ist laut den NSA-Analysten durch „technische Irregularitäten“ in den von den Providern übermittelten Daten zustande gekommen. Genauer gesagt hat die allseits beliebte Behörde Daten erhalten, die sie überhaupt nicht hätte bekommen dürfen. Was genau diese unerlaubten Daten beinhalten, ist allerdings nicht kommuniziert worden. Im ganzen Datenwust sind diese aber jedenfalls nicht herauszufiltern. Also wird gleich mit allen kurzer Prozess gemacht. Bzw. ist man dabei, seit 23. Mai. Inwieweit die Säuberungsaktion bereits finalisiert wurde, ist nichts bekannt. Das Problem selbst sei aber mittlerweile jedenfalls beseitigt worden, heißt es in einer Erklärung der NSA.

Die NSA sammelt Anrufprotokolle, welche Metadaten sind, nicht aus Spaß. Sie geben Auskunft darüber z. B. wann jemand wen angerufen hat. Damit weiß man beispielsweise, ob sich derjenige in der Nähe eines Tatortes aufgehalten hat bzw. kann man die Bewegungen des Anrufers nachvollziehen. Aber: Der tatsächliche Inhalt des Telefonats wird nicht gespeichert.

Anscheinend tatsächlich Fehler „nicht ausreichend sorgfältiger“ Provider

Irgendeiner ist bei derartigen Datendebakeln von Behörden immer schuld. Klarerweise nicht die Behörde selbst. Das ist bei der NSA natürlich nicht anders. Im jetzigen Fall sind die Provider die Bösen. Glenn S. Gerstell von der NSA erklärte der New York Times , die Behörde habe Metadaten von ISP erhalten, die nicht mit zu überwachenden Zielpersonen in Verbindung standen. Die Provider sind an sich dazu verpflichtet, eben nur Daten über Verdächtige weiterzuleiten. Das ist 2017 aber angeblich schief gegangen und es sind ebenfalls Daten von Kontaktpersonen zweiter Ebene an die NSA ergangen. Dabei handelt es sich ganz einfach um die Angerufenen bzw. Kontaktierten.

Nachdem sogar der sehr Geheimdienst-kritische US-Senator Ron Wyden die Provider für die Schuldigen hält, trifft dies ja vielleicht sogar zu. „Telekommunikationsfirmen bewahren große Mengen privater Daten über die Amerikaner auf“, so der Politiker. Diese seien aber oft nicht entsprechend sorgfältig und „hätten sich nicht an das Recht gehalten, indem sie sensible Kundendaten an die Regierung weitergaben“.

Wer auch immer die Schuld an dem Vorfall trägt. Fakt ist, dass wieder einmal die Privatsphäre der US-Bürger nicht gewahrt wurde. Auch wenn jetzt, nachträglich, alles gelöscht wurde bzw. wird. Was wohl Edward Snowden zur der Geschichte sagen würde?

Quelle: Heise, Standard Online


Erstellt am: 1. Juli 2018

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