Wissenschafter hören Bildschirme per Mikro ab: Monitorgeräusche als neue Spionagemöglichkeit?

Mit einem Mikrofon andere Menschen abhören – klare Sache. Aber mit einem Mikrofon den Bildschirm eines Computers abhören und so tatsächlich echte Informationen ausspionieren? Das hört sich nicht gerade realitätsnah an … Was gutem Science-Fiction-Material gleichkommt, ist einem Forscher-Team aber tatsächlich gelungen.

Wie auch immer das Forscher-Team aus US- und israelischen Universitäten auf die Idee gekommen ist, sie ist wirklich spannend. Und es braucht nicht viel dafür: Kein teures High-Tech-Mikro sondern das ganz normale Mikrofon, das standardmäßig in 08/15-Geräten inkludiert ist, reicht für die Spionage aus. Dann muss nur noch eine intakte Tonverbindung via Anruf her und schon kann man in einem Videochat „mitschauen“, was der Gesprächspartner so am Bildschirm hat (stark vereinfacht ausgedrückt). Die Forscher probierten das Ganze mit Google Hangouts und Skype, es sollte aber auch mit Audioquellen wie intelligenten Lautsprechern klappen.

Pixel produzieren Geräusche & erkennbare Muster

Können Geräusche tatsächlich etwas über Bildschirminhalte verraten? Ja, denn – so die Wissenschaft: Wenn du dich noch an die Röhrenmonitore von anno dazumal erinnern kannst, waren diese ziemlich laut. Man konnte quasi mithören, wie der Monitor vor sich hinwerkte. Diese Geräusche können wir mit den heutigen LCDs zwar nicht mehr hören, aber sie sind nach wie vor da und variieren je nach Bildschirminhalt. Die Pixel werden entsprechend ihrer jeweiligen Intensität mit verschiedenen Spannungen angesteuert, was unterschiedliche Töne bei der Monitor-Stromversorgung realisiert und letztendlich Pixel für Pixel erkennbare Muster produziert. Diese sind für unser Auge aber nicht zu sehen. Um aus diesen Mustern tatsächlich etwas Sinnvolles herauszulesen, nutzten die Wissenschaftler eine künstliche Intelligenz mit Maschinenlernen, das sie so weit verbessern konnten, bis präzisere Infos erkannt wurden.

KI identifizierte Webseiten und einzelne Worte

Konkret schafften die Forscher es, die zehn beliebtesten Webseiten im Browser mit einer 96,4 %-igen Wahrscheinlichkeit zu erkennen – am Bildschirm ihres Gesprächspartners. Das ist aber nur ein erster, kleiner Schritt: Ein weiterer Test hatte zum Ergebnis, dass 56 von 100 Worten am Monitor richtig identifiziert werden konnten, nachdem die künstliche Intelligenz diese Worte zuvor „erlernt“ hatte. Für eine echte Spionage muss aber natürlich noch viel Arbeit in das System gesteckt werden, es steckt quasi in seinen Kinderschuhen. Denn klarerweise arbeiteten die Forscher unter optimalen Rahmenbedingungen und wussten über den Monitor Bescheid. Nichtsdestotrotz könnte diese neu entdeckte Spionagemöglichkeit Interesse bei Geheimdiensten etc. erwecken und weiterentwickelt werden. Vielleicht verraten dann in Zukunft Monitorgeräusche perfide Staatsgeheimnisse …
Die gesamte Arbeit der Forscher findest du hier zum Nachlesen.

Quelle: Standard Online


Erstellt am: 31. August 2018

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